Bergwerk zu Falun

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde in der schwedischen Stadt Falun die unversehrte Leiche eines jungen Bergmanns gefunden, der mehr als fünfzig Jahre davor verschüttet worden war. Der Tote wurde im dortigen Bergmuseum ausgestellt und erst nach dem Ersten Weltkrieg beerdigt. Der Bericht über diesen seltsamen Fund verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch Europa, in Deutschland aber wurde der Stoff von dreien seiner bedeutendsten Dichter und einem seiner wirkungsvollsten Komponisten aufgegriffen und ins Reich des Gespenstisch- Misteriösen transportiert. Johann Peter Hebel (1760 - 1826), der badische Dichter, der Das Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreunds schrieb, nahm den Bericht über die Denkwürdigkeiten zu Falun zum Anlass für eine der einfachsten und zugleich schönsten seiner Geschichten. E.T.A Hoffmann (1776 - 1822), Verfasser vieler romantischer Kunstmärchen, in denen Geisterwesen in das Menschenleben eingreifen (wie in der Erzählung Der goldene Topf), nahm den Stoff in seiner Geschichte Die Bergwerke zu Falun wieder auf.Elis Fröbohm, ein ehemaliger Seemann, beschließt, an Land zu bleiben und in einem Bergwerk zu arbeiten. Dort begegnet er bald Torbern, einem alten Bergmann, der in Wirklichkeit ein Geist im Dienste der schönen Bergkönigin ist. Elis verfällt dem Zauber des unterirdischen Reiches und seiner machtvollen Herrscherin und verläßt am Tage seiner geplanten Hochzeit die Welt für immer, um Torbern als Diener abzulösen. Erst Jahrzehnte später erkennt die uralt gewordene Braut, das >Johannismütterchen<, den gefundenen, nicht verwesten Leichnam wieder. Richard Wagner (1813 - 1883) plante lange Zeit in der Folge des Fliegenden Holländers eine Oper zu diesem Thema. Über den Librettoentwurf gedieh das Vorhaben aber nicht weiter. Hugo von Hofmannsthal (1813 - 1929) gab dem Stoff in seinem 1899 geschriebenen, aber erst 1932 aus dem Nachlaß veröffentlichtem Trauerspiel die wohl endgültige und schönste Fassung. Er hält sich weitgehend an die Erzählung E.T.A Hoffmanns, aber wie er die Geister, den alten Torbern und die Bergkönigin auf die Bühne stellt, ist im deutschen Sprachraum fast unerreicht.